Yvonne, die Burgunderprinzessin

von Witold Gombrowicz

Premiere: 12. April 2008 Stadttheater Bern

Regie: Matthias Kaschig

Bühne: Michael Böhler

Kostüm: Stefanie Klie

Musik: Michael Frei

Dramaturgie: Karla Mäder

König Ignaz Ernst C. Sigrist, Königin Margarethe Henriette Cejpek, Kammerherr Stefano Wenk, Prinz Philipp André Benndorff, Yvonne Lucy Wirth, Isa Friederike Pöschel, Cyryll Sebastian Edtbauer, Tanten/Hofdamen Sabine Martin, Tante/Hofdame Patricia Bornhauser, Innozenz Heiner Take

  • Kaschig hat einen Teil von Gombrowicz’ Personal entlassen und das Stück um fast einen Drittel auf zwei Stunden gekürzt. Denn weniger die kollektive Hatz steht in seinem starken Gesellschaftsspiel mit lauter Verlierern im Vordergrund als vielmehr die Verstörung der einzelnen Figuren, die alle langsam dem Wahnsinn anheimfallen wegen dieser Yvonne, die einfach «da steht wie ein Gewissensbiss». (…) Matthias Kaschig lässt es krachen, so ramponiert wie die Gemüter sind bald auch die trutzigen Mauern (Bühne: Michael Bühler), und zur Notbehausung wird der rote Teppich. Im Slapstickschritt stolpert die Königsfamilie mit ihrem Kammerdiener den steilen Pfad in die persönlichen Unterwelten hinab. So sehr der Regisseur auf Situationskomik setzt, immer wieder stockt der Klamauk berückend poetische Momente lang. (…) Und der grossartige André Benndorf taucht die Befindlichkeit des trotzigen Prinzen Überdruss in ein Wechselbad aus Arroganz und Melancholie, Trauer und Wut. Seine fiebrige Zerrissenheit sorgt entscheidend dafür, dass die Geschichte von einem, der auszog, die Naturgesetze zu überwinden, allem bitterbösem Witz zum Trotz nicht zum Totlachen ist.

    Brigitta Niederhauser, Der Bund

  • Matthias Kaschig nimmt das Stück als Parabel und lässt keinen Zweifel daran, dass hier die Moderne in den Blick genommen wird. (…) Kaschig spielt sie alle durch, die leeren Rituale und Konventionen, um sie allmählich ins Absurde zu drehen. Wildwut macht sich breit im Hause Burgund. Sie richtet sich gegen die Aussenseiterin, die zum Spiegel geworden ist für die eigene Erbärmlichkeit. Und je verschrobener die Szenen werden, desto mehr gewinnt die Inszenierung an Dynamik, wird zum grellen Unterhosentheater, in dem der Hofstaat als Horde von Irrsinnigen auftritt, die nur noch ein Ziel haben: sich die lästige Yvonne vom Hals zu schaffen. Der forcierte Klamauk geht auf Kosten der Psychologie, doch das schadet dem Abend nicht.

    Oliver Meier, Berner Zeitung