Miss Sara Sampson

von Lessing

Premiere: 14. February 2002 Theater Oberhausen

Regie: Matthias Kaschig

Bühne: Matthias Kaschig

Kostüm: Sonja Albartus

Musik: Gregor Schwellenbach

Dramaturgie: Helmut Postl

Miß Sara Sampson Angela Ascher, Marwood Nicole Kersten, Hannah Johanna Marx, Arabella Lena Groesdonk, Mellefont Alexander Swoboda

  • Bürgerliches Trauerspiel als vorzügliches Lustspiel - zeitgemäß, erotisch und ungeheuer vital. (...) Was vordergründig wie erotischer Ringelpiez mit Anfassen klingt, gerät in Oberhausen zu höchst intensiven eineinhalb Stunden Theater. Lessings Text ist dabei nicht wie andernorts bloß Steinbruch, sondern über weite Strecken erhalten geblieben. Dass diese Passagen sich dennoch fast nahtlos in die eher ironische Strickart der Inszenierung einpassen - das liegt vor allem an den wirklich geschmeidigen Akteuren. (...) Kaschig hat auch in Lessings Originaltext wunderbar schräge Momente gefunden - oder besser: hineingedeutet und mit viel Situationskomik verstärkt.

    Julia Emmrich, WR

  • Matthias Kaschig inszeniert "Miss Sara Sampson" am Theater - und bringt das Studio fast zum Explodieren. Wie eine Venus taucht die flammenmähnige Marwood aus den grünen Plastikplanen-Wogen auf. Der Auftritt ist aber auch schon alles, was an dieser Frau an eine Göttin erinnert: Ab sofort macht die Sirene Alarm, facht das Feuer der Gefühle - und vor allem der Lust - erst so richtig an. Auf genau dieses Feuer hat sich Matthias Kaschig bei seiner Inszenierung von Gotthold Ephraim Lessings "Miss Sara Sampson" konzentriert - und mit der Spannung zwischen Sara, Marwood und Mellefont das Studio 99 am Donnerstag fast zum Explodieren gebracht. Gäbe es Vorhänge auf der kleinen Bühne des Theaters Oberhausen - es hätte viele gegeben.

    Monika Idems, RZ

  • Auf dem schmalen Grat zur Comedy balanciert Matthias Kaschigs Inszenierung der "Miss Sara Sampson" am Theater Oberhausen. Und doch bleibt es Lessing, ohne Ausrutscher, ohne Demontage. (...) Kaschig begegnet Lessing mit Hochachtung und Hinterwitz. Die Ausstattung ist eher spartanisch; das Charakterspiel zwischen Gut und Böse, zwischen der Geliebten Sara und der Gemahlin Marwood, bringt Kaschig auf die einfache Formel Weiß gegen Schwarz. Hier die zarte Unschuld, dort die rabenschwarze Wolllust. Das ist so schlicht wie genial, mal im transparenten Hemdchen, mal in einer Art Reifrock. Und es ist, Dia-Projektion inklusive, ein Seitenhieb auf die Event-Kultur: Die Schöne und das Biest. (...) Das Publikum war begeistert.

    Michael Schmitz, WAZ

  • Auch wenn sie Lessings hochmoralische Sätze sprechen und die sentimentalen Verwirrungen seiner Dreiecksgeschichte „Miss Sara Sampson" zelebrieren, sind sie ganz von heute: (...) Auf den emotionalen Kern hat der junge Regisseur Matthias Kaschig mit witzigen modernen Anspielungen das Stück geschickt reduziert. (...) so furchtbar komisch wie im richtigen Breitwandleben. Gut, dass der zukünftige Bonner Generalintendant einem jungen Gästeteam damit eine Chance gegeben hat.

    E. Einecke-Klövekorn, Bonner Generalanzeiger